Als erste Kommune zumindest in Baden-Württemberg hat die Stadt Karlsruhe jetzt im Rathaus ein Digitales Bürgerbüro eröffnet. Besonderer Clou: Die neue Servicestelle ist gleichzeitig Testlabor. Die Angebote entwickeln sich auch in Kooperation mit den Nutzern ständig weiter.
Karlsruhe gehe als Stadt von Technik und Wissenschaft, "als Motor der Digitalisierung" jetzt "einen weiteren wichtigen Schritt voran", betonte Bürgermeister Dr. Albert Käuflein Dienstag zur Eröffnung des Digitalen Bürgerbüros im Erdgeschoss des Rathauses am Marktplatz. Die Fächerstadt sei nicht nur mit der neuen Einrichtung in ehemaligen Räumen des Bürgerbüros Mitte Vorreiterin im Lande, sondern habe auch, so Käuflein, "als erste Kommune in Baden-Württemberg ein eigenes IT-Amt eingerichtet". Das Amt für Informationstechnik und Digitalisierung stattete denn auch in Kooperation mit dem Ordnungs- und Bürgeramt (OA) als federführendem Betreiber die neue Servicestelle aus.
Im Digitalen Bürgerbüro, das ohne städtischen Mitarbeiter vor Ort auskommt, können Bürgerinnen und Bürger jeweils montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr mehrere Behördengänge virtuell erledigen. An unterschiedlichen Terminals bietet die Servicestelle zunächst als Dienstleistungen der ersten Stunde die Einrichtung des Bürgerkontos bei Service BW, Aktivierung der Online-Ausweisfunktion, Abmeldung ins Ausland oder die Abgabe der Wohnungsgeberbescheinigung an. Weiter können Interessierte dort ihr polizeiliches Führungszeugnis beantragen, Urkunden bestellen, einen Abholtermin für Sperrmüll und Weißware beantragen oder ihren Punktestand bei der Verkehrssünderkartei in Flensburg abfragen.
Nach dem ersten Aufschlag will die Stadt auch mit den Anregungen der Bürgerinnen und Bürger die Palette der Möglichkeiten weiterentwickeln. Käuflein: "Das Bürgerbüro ist auch ein Testlabor für neue digitale Angebote". Erfahrungen sammeln wollen die beiden verantwortlichen Ämter auch bei der Suche nach geeigneter Hardware für die Benutzung durch viele Menschen. Der Leiter des Amts für Digitalisierung und Informationstechnologie, Markus Losert, kann sich danach in weiteren Schritten vorstellen, Service-Terminals auch an belebten Orten wie etwa im ECE-Center aufzustellen. Grundsätzlich verpflichtet das Gesetz zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsdienstleistungen Bund und Länder, bis 2022 sämtliche 575 Verwaltungsleistungen auch elektronisch anzubieten. "Diesen gewaltigen Kraftakt", so OA-Leiter Dr. Björn Weiße, gelte es zu stemmen, aber auch einem Wunsch der Bürgerschaft nachzukommen. Weiße: „Wir wollen die Erwartungen eines digital affinen Kundenkreises erfüllen“.
Das in einem interdisziplinären Prozess aufgesetzte neue Angebot gehört zu den drei Säulen des städtischen Bürgerservices, die beiden anderen sind das klassische Bürgerbüro und das telefonische unter der Rufnummer 115. Entstanden ist die Neukonzeption des Bürgerservices als Leitprojekt des IQ-Korridorthemas "Moderne Verwaltung". Das Kürzel IQ steht für innovativ und quervernetzt und bezeichnet eine neue kreative Arbeitsweise in der Stadtverwaltung über die Grenzen von Dezernaten und Ämtern hinweg.